Artist Index: Mammen, Jeanne

Ganovenpaar
Aquarell über Bleistift auf Velin.
17,8 x 12,7 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM".

Die in Berlin geborene Mammen wächst in Paris auf, wo sie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges lebt und studiert. Während dieser Pariser Jahre schafft sie sich das Repertoire an Figuren, das ihre späteren Arbeiten ausmacht: markante Typen und häufig Frauen, auf den Boulevards spazierend, auf dem Weg zur Arbeit oder im Café, in alltäglichen Situationen. Der Pariser Charme durchwebt ihre Arbeiten, so wie es das vorliegende Aquarell eines Ganovenpaars wunderbar wiedergibt. Zweifellos könnte es sich um ein Paar handeln, das zur anrüchigen Pariser Cafészene der damaligen Zeit gehört.
Wir danken Frau Cornelia Pastelak-Price, Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., Berlin, für die Echtheitsbestätigung.

Dame mit schwarzem Hut
Aquarell über Bleistift auf Velin.
17,7 x 12,8 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM".

"Die zarten, duftigen Aquarelle, die Sie in Magazinen und Witzblättern veröffentlichen, überragen das undisziplinierte Geschmier der meisten Ihrer Zunftkollegen derart, daß man Ihnen eine kleine Liebeserklärung schuldig ist..." (Kurt Tucholsky, Antwort an Jeanne Mammen, in "Die Weltbühne", 25. Jg., 6. August 1929, H. 32, S. 225).
Wir danken Frau Cornelia Pastelak-Price, Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., Berlin, für die Echtheitsbestätigung.

Brustbild eines Mannes von vorn
Bleistift auf Velin. Um 1931.
47,3 x 35 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM".
Döpping/Klünner Z 186.

Ausdrucksvolles Männerbildnis, das Mammen mit vehementen, kurzen Schraffurenbündeln und Kreisbewegungen mit energischem Strich umreißt. Die individuelle Physiognomie des Mannes wird deutlich übersteigert und mit der typischen Eindringlichkeit geschildert, die die Porträtzeichnungen der frühen 1930er Jahre immer wieder erkennen lassen. Mammens scharfe Beobachtungsgabe war dabei stets mit Sensibilität und Menschenfreundlichkeit verbunden. Eventuell handelt es sich bei dem Dargestellten um Thomas Mann.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft
Privatbesitz Berlin

Weiblicher Halbakt mit Pagenkopf
Bleistift auf Velin. Um 1930/31.
51 x 38,7 cm.

Das Gesicht mit dem markanten dunklen, modisch halbrund geschnittenen Pony hat das Modell ins Dreiviertelprofil nach rechts gewandt und den Blick aus verschatteten Augen leicht erhoben, der Ausdruck des Gesichtes voller Ernst. Ihren durchgedrückten Oberkörper hat sie nach links gedreht. So entsteht ein spannungsreiches, geradezu herausforderndes Profil, das Mammen mit vehementen, kurzen Schraffurenbündeln und Kreisbewegungen mit energischem Strich umreißt und dem sie einen nahezu statuarischen Charakter verleiht. Die individuelle Physiognomie der jungen Frau wird dabei deutlich übersteigert und mit einer Eindringlichkeit geschildert, die die Porträtzeichnungen der frühen Dreißiger Jahre immer wieder erkennen lassen. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Jeanne Mammen "Witwe" (um 1930, Döpping/Klünner D 18).

Stadt in den Bergen
Bleistift und Farbstift auf Velin. Um 1955.
18,2 x 29,8 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM" (ligiert).
Nicht bei Döpping/Klünner.

Zwischen schwebenden, heiteren Farbklängen in fein schraffierten Flächen ist ein Netz horizontaler und vertikaler Strukturlinien gespannt. Arabeskenhaft schwingende und geometrisch stilisierte Liniengefüge durchsetzen einander und ergänzen sich zu einer fein abstrahierten Wiedergabe des Sujets. "Konzentrierte meditative Recherche kennzeichnet diese Epoche, die keineswegs homogen verläuft, in der sich Erworbenes niemals verfestigt, sich vielmehr von neuem verwandelt zu abgrenzbaren Stilperioden." (Lothar Klünner, in: Döpping-Klünner S. 74). Verso eine weitere Bleistiftskizze von Jeanne Mammen, "Südliche Szenerie". Wir danken Frau Cornelia Pastelak-Price, Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., Berlin, für die mündliche Echtheitsbestätigung.

Brustbild einer alten Frau mit Hakennase und stark gelockten Haaren
Bleistift auf Velin. Um 1935.
50,3 x 35,3 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM".
Döpping/Klünner Z 749.

Mit raschem, sicherem Strich und energischen, kurzen Schraffurenbündeln erfasst Jeanne Mammen die ältere Dame mit ihrer extravagant-asymmetrischen Frisur und widmet den Details des Kleides ebensoviel Aufmerksamkeit wie den faltendurchzogenen Gesichtszügen.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft

Im Café
Bleistift und Farbstift, aquarelliert, auf Similijapan. Um 1910-1914.
11,5 x 14 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM" (ligiert).
Nicht bei Döpping/Klünner.

Ein klarer Blick ist es, den das hübsche rothaarige, kleinbürgerliche Mädchen unter ihrer unmodernen Haube schräg nach vorne aus dem Bild wirft, wie ein Opferlamm flankiert von der Mutter rechts und dem rauchenden Mann im schwarzen Jackett links von ihr. Sie ist noch kein "kunstseidenes Mädchen", doch scheint sich hier, in dieser Szene, ihre Zukunft zu entscheiden. Subtil und treffsicher skizziert Jeanne Mammen den ganz spezifischen Moment, das junge Mädchen zwischen Unschuld und Versuchung, zwischen Biederkeit und Bohème.
Die Skizzenbücher mit ihren ursprünglich etwa 800 Blättern haben sich nur in ausgedünnter Form erhalten, die Malerin hat ihnen immer wieder Blätter entnommen. Eine vollständige Auflistung ist also nicht möglich, und das Werkverzeichnis beschränkt sich bei der Dokumentation auf einzelne Beispiele. Bei Döpping/Klünner sind die über 600 Skizzenbuchblätter und Skizzenblätter von Jeanne Mammen aus der Pariser und Brüsseler Zeit bis auf einige wenige nicht verzeichnet.
Jeanne Mammen lebte von 1900 bis 1914 in Paris und Brüssel. Das vorliegende Skizzenblatt, ein bisher unbekanntes Blatt aus dieser Zeit, zeigt eine typische Caféhaus-Szene. In dieser Zeit entstehen zahlreiche unverkennbare Zeichnungen der jungen Jeanne Mammen, auf denen sie Menschen aller Gesellschaftsschichten pointiert festhält, wie sie ihr auf den geliebten Streifzügen durch die Straßen von Paris begegnen.
Wir danken Frau Cornelia Pastelak-Price, Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V., Berlin, für die Echtheitsbestätigung.
Beigegeben: Von Moriz Melzer die Lithographie "Spreebrücke".

Im Resi
Feder in Schwarz auf Velin. Um 1932.
45,5 x 39,2 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM", unten links signiert "J. Mammen".
Döpping/Klünner Z 267.

"Im Resi", einer Tanzbar, spielt unsere schöne, fein lineare Federzeichnung einer mehrfigurigen Szene. Vorne links sitzt ein Paar mit Sektgläsern am Tisch, die junge Frau legt ihrem fülligen Begleiter den schlanken Arm um die Schulter, während er genussvoll mit geschlossenen Augen eine dicke Wolke Zigarrenrauch zur Seite pafft, eben dorthin, wo ein weiteres Paar sich im Tanz dreht und die kleine Kapelle spielt.
Gegen Ende der 1920er Jahre machte sich Jeanne Mammen mit karikaturistischen Darstellungen u.a. im "Simplicissimus" als Gebrauchsgrafikerin einen Namen. Mit ihrer ersten Einzelausstellung 1930 in der Galerie Gurlitt erhielt sie zunehmende Anerkennung. Bereits seit Mitte der 1920er Jahre entstand eine Reihe gesellschaftskritischer und satirischer Zeichnungen. Häufig finden sich Szenen des Proletariats oder Bürgerlicher im Café, in der Bar oder in der Kaschemme.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft
Privatbesitz Berlin

Ausstellung: "A Critical Ugly Realism 20s - 70s Berlin", Institute for Contemporary Art, London 1978/79, Kat.-Nr. 63
"Jeanne Mammen/Hans Thiemann", Staatliche Kunsthalle Berlin 1979, Kat.-Nr. 55

Portrait einer Frau mit nach hinten gekämmten Haaren
Bleistift auf glattem Velin. Um 1932.
50,3 x 39,7 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert "JM".
Döpping/Klünner Z 302.

Jeanne Mammen hielt in den 1930er Jahren auf ihren Spaziergängen durch die Stadt oder dann aus der Erinnerung im Atelier zahlreiche Figurenstudien fest. Mit raschem, gekonntem Strich und in Schraffurtechnik erfasst sie hier eine ältere Dame mit markanten Gesichtszügen und einer strengen Frisur.

Provenienz: Aus dem Nachlass der Künstlerin
Privatbesitz Berlin

Freundinnen
Lithographie in Grau und Rosa auf BADEPA-Bütten. Um 1930-32.
37,7 x 28,1 cm (48,7 x 33,3 cm).
Signiert "J. Mammen".
Döpping/Klünner D 19.

Blatt der Folge zu Pierre Louys' "Les Chansons de Bilitis" von 1894, einer Serie von insgesamt acht zweifarbigen Lithographien. Mit dem ihr eigenen sensiblen und behutsamen Umgang mit ihren Figuren zeigt Mammen die beiden Freundinnen im innigen Miteinander. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 verhinderte das Erscheinen der Auflage von Mammens Hommage an die lesbische Liebe; nur einige Probeandrucke sind erhalten. Eines von nur vier bekannten Exemplaren. Prachtvoller, feiner Druck mit breitem Rand. Sehr selten.



Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft Berlin
Privatsammlung Berlin

Am Morgen
Lithographie in Rotbraun und Grün auf dünnem Japanbütten. Um 1930-32.
34,2 x 29,6 cm (51,4 x 38,4 cm).
Signiert "J. Mammen" und bezeichnet als "P.(robe) A.(bzug) 3".
Döpping/Klünner D 21.

Blatt der Folge "Die Lieder der Bilitis". Eines von nur neun bekannten Exemplaren. Prachtvoller, zarter Druck mit breitem Rand. Einen Höhepunkt im Mammens Schaffen stellen ihre Farblithografien zu "Lieder der Bilitis" des französischen Lyrikers Pierre Louys dar. Die Motive zum Thema Frauenliebe entstanden im Auftrag von Fritz Gurlitt für eine geplante bibliophile Luxusausgabe, gedacht für einen kleinen Kreis von Sammlern. Der Gedichtzyklus besingt die Lebensgeschichte der Bilitis, die im Kreis der Sappho zur lesbischen Liebe findet. Mammen versetzt die Geschichte von der Antike ins zeitgenössische Berlin und gestaltet sie mit filigraner Linienführung in zarten, erdigen Tönen. Sehr selten.


Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft Berlin
Privatsammlung Berlin

Damenbar
Lithographie in Hellgrau und Rosa auf Japanbütten. Um 1930-32.
43,3 x 35,5 cm (56,5 x 40 cm).
Signiert "J. Mammen" und numeriert als "P.(robe) A.(bzug) 3" sowie bezeichnet "Rosa heller!".
Döpping/Klünner D 25.

Blatt aus Jeanne Mammens Folge zu Pierre Louys' "Lieder der Bilitis". Eines von nur sieben bekannten Exemplaren. Prachtvoller, zarter Druck mit breitem Rand. 1919 mietet Jeanne Mammen zusammen mit ihrer Schwester das Wohnatelier in einem Hinterhaus am Kurfürstendamm 29, in dem sie bis zu ihrem Lebensende bleibt. Als Chronistin des Großstadtlebens zeichnet sie auf ihren Spaziergängen durch die Stadt, in Bars oder im Atelier Milieustudien; mit raschem, gekonntem Strich und in Schraffurtechnik erfasst sie extravagante oder individuelle Typen. Sie sichert sich ihren Lebensunterhalt mit realistischen, einfühlsamen oder auch sozialkritischen Arbeiten für Modezeitschriften und Illustrierte. 1930, im Anschluss an ihre große, erfolgreiche Einzelausstellung in der Galerie Fritz Gurlitt, Berlin, erhält sie von dem Galeristen den Auftrag zu ihrem Bilitis-Zyklus. Die Erzählung des französischen Autors über das Leben der türkischen Priesterin Bilitis, Zeitgenossin der Dichterin Sappho, die auf die Insel Lesbos reist, schildert ihre Liebe zu den Nymphen dort. Mammen hatte ursprünglich 12 Zeichnungen intimer Szenerien zum zentralen Teil "Elégies à Mytilène" geplant, führte jedoch nur sieben Blätter aus. Im vorliegenden Blatt schildert sie im Stil ihrer Berliner Milieustudien das Leben von Lesbierinnen in der Öffentlichkeit. Sehr selten.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft Berlin
Privatsammlung Berlin

Brustbild einer Frau mit Stupsnase und zugekniffenen Augen
Bleistift auf Similijapan. Um 1933.
50,2 x 38,5 cm.
Unten rechts mit Bleistift monogrammiert.
Döpping/Klünner Z 423.

Jeanne Mammen hielt in den 1930er Jahren auf ihren Spaziergängen durch die Stadt oder im Atelier zahlreiche Figurenstudien fest. Mit raschem, gekonntem Strich und in Schraffurtechnik erfasst sie zumeist extravagante oder individuelle Typen mit besonderen Details ihrer auffälligen Kleidung, Haarpracht und Aussehen.

Witwe
Lithographie auf Velin. Um 1930.
50,7 x 39,9 cm (61,8 x 45,0 cm).
Signiert "J. Mammen". Auflage 15 num. Ex.
Döpping/Klünner D 18.

Eines von nur 18 bekannten Exemplaren. Prachtvoller, kräftiger Druck mit breitem Rand. Dargestellt ist nicht, wie der Titel vermuten lässt, eine tatsächliche Witwe, sondern eine als Trauernde verkleidete Kokotte, deren "Kostümierung" sie nahe des angrenzenden Friedhofs vor polizeilichen Kontrollen schützen sollte.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft Berlin
Privatsammlung Berlin

Kaschemme
Federlithographie auf Velin. Circa 1930.
48 x 34,5 cm (62,7 x 44,9 cm).
Signiert. Auflage 15 num. Ex.
Döpping/Klünner D 26.

Prachtvoller Druck dieser ausdrucksstarken Szene, mit dem vollen Rand. Sehr selten. Eines der Hauptblätter des nicht sehr umfangreichen, aber bedeutenden Graphikoeuvres Mammens. Wie alle ihrer Arbeiten nur in sehr kleiner Auflage erschienen.

Provenienz: Jeanne-Mammen-Gesellschaft